Worauf es bei der Planung wirklich ankommt

Sie wollen Ihr Heim umbauen. Und Sie fragen sich: Worauf kommt es bei der Planung vom Haus- oder Wohnungsumbau wirklich an? Wie treffe ich Entscheidungen, die richtig für mich und meine Familie sind? Wie fange ich an und worauf muss ich besonders Acht geben?

Noch genießen Sie die Zeit der Träume. Sie träumen davon, dass all Ihre Wünsche nach mehr Raum, mehr Licht, mehr Farbe in Ihrem neuen Zuhause verwirklicht werden. Das Gefühl, dass alle Möglichkeiten noch offen stehen, beflügelt Sie.

Die Zeit der Träume entweicht aber irgendwann der Zeit der Planung. Die Zeit der Planung ist auch die Zeit der Entscheidungen.

Es geht darum, Entscheidungen zu treffen, zu denen man steht und die richtig für einen sind. Um das zu können, hilft es:

  • sich ein bisschen mit sich selbst (das Wer)
  • und dem bestehenden Wohnraum (das Wo) auseinanderzusetzen.

Vergessen Sie dabei nicht, dass Sie zu den Glücklichen zählen. Warum? Sie haben Ihr Recht auf Wohnen verwirklicht. Sie planen, wie Sie richtig gut wohnen können. Viele können das nicht. Sie haben kein Zuhause.

1) Das Wer: die Nutzer

Die Frage nach dem Wer ist wohl die wichtigste Frage. Sie stellt die Bewohner in den Mittelpunkt. Sie hat zum Ziel, die Bedürfnisse der Nutzer zu definieren, um so gut wie möglich individuell auf sie einzugehen und um Planungsfehler zu vermeiden.

Jeder einzelne Nutzer hat unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten, welche die Planung von Wohnräumen prägen und beeinflussen.

Passende, individualisierte Räume können den Alltag erleichtern und das Wohlbefinden steigern. Wer will das nicht?

BEDÜRFNISANALYSE

Im ersten Schritt gilt es die Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten im Rahmen einer Bedürfnisanalyse und strukturierten Fragen aufzudecken und in Einklang zu bringen.

Wer sind die Bewohner? Werden Sie alleine wohnen oder als Paar oder als Familie? Wird Ihre Familie wachsen? Wie sind die Beziehungen der Nutzer zueinander? Aus diesen und vielen anderen Fragen lassen sich soziale Bedürfnisse nach

Partnerschaft und Individualität,

Nähe und Distanz,

Ruhe und Gemeinschaft,

Geborgenheit und Offenheit,

Wachstum und Rückzug

u.v.m. evaluieren.

Was bedeutet Wohnen für Sie? Jeder von uns hat ein eigenes, individuelles Verständnis vom Wohnen. Das Wohnen kann individuelle Bedürfnisse nach 

Harmonie und Spannung,

Wandlung und Mobilität,

Kreativität und Selbstverwirklichung,

einem Wohlfühlort und einem Ort des Aufbruchs,

nach Repräsentation und Behaglichkeit

u.v.m. ausdrücken.

NUTZUNGSANFORDERUNGEN

Im zweiten Schritt gilt es, die evaluierten Bedürfnisse in konkrete funktionale Nutzungsanforderungen zu übersetzen.

Die betreffenden Nutzer bzw. Bewohner werden verschiedene Erfahrungen und Anforderungen im Zusammenhang mit der Nutzung eines Raumes, einer Wohnung oder eines Gebäudes haben. Sie werden

offene oder geschlossene,

variable oder unveränderbare,

großzügige oder kleine Räume bevorzugen,

Arbeits- und Lernräume erfordern oder auch nicht,

Durchgangsräume ablehnen oder bevorzugen,

oft oder selten Gäste und Besucher

haben u.v.m.

Das Wohnen wandelt sich, so wie sich auch unsere Lebensumstände und -bedürfnisse mit der Zeit verändern. Beziehungen werden ausgebaut oder beendet. Familien wachsen oder schrumpfen. Wohnen und Arbeiten wird getrennt oder nicht.

Jeder Wandel erfordert auch räumliche Veränderungen. Auf manche Veränderungen kann man schon während der Wohnraumplanung eingehen. Auf andere kann man nie genug vorbereitet sein.

2) Das Wo: der Bestand

Die Frage nach dem Wo bezieht sich auf Ihren bestehenden Wohnraum, den Sie umbauen möchten. Sie gehen, im Unterschied zu einem Neubau, von etwas Vorhandenem aus.

Sie bauen (um) im Bestand.

Die Herausforderung bei der Planung oder beim Bauen im Bestand liegt nicht nur in der Sanierung oder in der Wiederverwertung, sondern auch im Verständnis für das Vorhandene. Es geht darum, die Potentiale des Vorhandenen wahrnehmen zu können und sie für den Umbau zu nutzen. Dafür bedarf es einer Bestandsanalyse.

BESTANDSANALYSE

Die Bestandsanalyse soll die räumlichen und gestalterischen Aspekte beschreiben, um den Charakter und die Qualitäten der Räume hervorzuheben. Die Bestandsanalyse umfasst mehrere Schritte: die Baubeschreibung, Bestandsaufnahme und die Auswertung von Bestandsunterlagen.

Baubeschreibung

Eine Baubeschreibung ist systematisch zu erarbeiten, mittels optisches Erfassen, Fotodokumentation, Skizzen und Notizen.

Doch was erfasst und beschreibt man genau? Sagen wir, Sie wollen Ihre Wohnung umbauen.

Eine Wohnung ist auch immer Teil eines Bauwerks, welches in einer bestimmten Umgebung eingebettet ist. Daher schließt eine Baubeschreibung auch mehr als nur die einzelnen Räume der Wohnung mit ein.

Erst das Erfassen aller zusammenhängender Teile ergibt eine umfassende Baubeschreibung, welche Angaben über:

  • den Ort – Topographie, Klima, Verkehr, Geschichte…
  • das Bauwerk – Lage (Himmelsrichtungen, städtebaulicher Kontext, ruhig, verkehrsreich…), Funktionen und Raumbezüge, Konstruktion (Bauweise, Baustoffe), Baugeschichte…
  • die betreffenden Räume – Gestalt (Raumform, Proportion…), Bezug zu anderen Räumen der Wohneinheit, Belichtung, Sichtbeziehungen im Inneren wie nach außen…

enthält. 

Bestandsaufnahme

Zu einer Bestandsanalyse gehört auch eine Bestandsaufnahme bzw. Bauaufnahme. Diese umfasst die zeichnerische Dokumentation des Bestandes. Die Geometrie von Räumen und Objekten wird präzise vermessen und wahrheitsgetreu aufgenommen. Aber nicht nur die Geometrie wird erfasst, sondern auch die vorhandene Haustechnik, die Konstruktion und die Baustoffe.

Das Ziel der Bestandsaufnahme ist es, aktuelle und genaue Planunterlagen für den Bestand zu erarbeiten. Die Bestandsaufnahme umfasst Grundrisse, Schnitte und je nach Komplexität des Raumes oder Bauwerks auch Ansichten, Detailschnitte u.a. Auf diesen Planunterlagen basiert die weitere Planung.

Beispiele für Bestandsaufnahmen

  • Schulungsraum, 1050 Wien, Grundriss

  • Schulungsraum, 1050 Wien, Ansicht, Detailschnitt

  • Dachboden, 1130 Wien, Grundriss

  • Dachboden, 1130 Wien, Schnitte

  • Dachboden, 1130 Wien, Schnitte

Auswertung von Bestandsunterlagen

Zur umfassenden Bestandsanalyse gehört auch die Auswertung von Bestandsunterlagen. Diese liegen als Bauakt in der Baubehörde, in Wien bei der Baupolizei – MA 37, auf.

Zur Einsicht in die Bestands- bzw. Planunterlagen bei der Baupolizei – MA 37 brauchen Sie:

  • einen Lichtbildausweis,
  • einen Grundbuchsauszug, der nicht älter als drei Monate ist;
  • Architekten oder andere Bevollmächtigte brauchen zusätzlich eine vom Eigentümer unterzeichnete Ermächtigung.

Die Bestandsunterlagen enthalten Pläne (Lagepläne, Grundrisse, Schnitte, Ansichten…), statische Berechnungen, Baubeschreibungen, Angaben über die Haustechnik u.v.m. Sie dokumentieren das Objekt seit der Bauzeit während der gesamten Nutzungsdauer. Aus ihnen kann die Bau- und Nutzungsgeschichte herausgelesen werden.

Während der Nutzungsdauer kann es zu Umbauten, Erweiterungen, Instandsetzungsmaßnahmen, aber auch Abbrüchen gekommen sein, die den Bestand heute wesentlich beeinflussen. Z.B. kann die Baustruktur davon abhängen.

Der im Bauakt dokumentierte letztgültige Zustand muss nicht mit dem aktuellen IST-Zustand übereinstimmen. Daher ist auch die vorher beschriebene Bestandsaufnahme erforderlich. Die Bestands- bzw. Planunterlagen dienen aber als Grundlage und Hilfsmittel zu der maßlichen Bauaufnahme.

FAZIT:

Beim Umbau stehen die Nutzer und der Bestand im Mittelpunkt. Daher sind die Bedürfnis- und Bestandsanalyse sorgfältig zu behandeln, denn sie stellen den Ausgangspunkt für die weitere Planung dar.

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